Erfahrungsbericht – Erstes Studiendrittel

  Gruppenbild der sechs Autorinnen Urheberrecht: © Sophie Lappöhn Sophie Lappöhn 6. Semester

Erstes Semester

Der erste Kurs im Zahnmedizin Studium dreht sich rund um das Thema Erste Hilfe. Hierbei lernt ihr nicht nur die Grundlagen über verschiedene Krankheiten, sondern dürft ebenso Puppen wiederbeleben, ihnen Zugänge legen und „Blut“ abnehmen. Am Ende des Kurses steht dann auch schon eure erste Uniklausur an. Die Aufregung war groß, die Sorgen jedoch unbegründet.

Die beiden nächsten Kurse sind der Chemie Kurs und der Kurs der Zellbiologie I. In Chemie erlernt ihr die Grundlagen der organischen und anorganischen Chemie. Unterstützt werdet ihr außerdem durch freiwillige Brückenkurse, die in Kleingruppen mehrmals in der Woche von Studenten aus höheren Fachsemestern angeboten werden. Dort besprecht ihr die Inhalte der Vorlesung, sodass ihr eine gute Vorbereitung auf die Klausur habt.

Eine der größten Hürden in der Vorklinik ist sicherlich der Zellbiologie I Kurs. Er besteht aus den Fächern Biochemie, Biologie und Physiologie. Wenn man kontinuierlich den Stoff aufarbeitet, schafft man auch diese Hürde. Ihr werdet überrascht sein, wie viel man sich doch merken kann und wie man immer wieder über sich selbst hinauswächst.

In den Semesterferien erwartet euch das Chemiepraktikum, in dem ihr selbstständig im Labor experimentiert. Es war jedes Mal ein kleines Erfolgserlebnis, wenn ein Versuch geklappt hat.

Zweites Semester

Im zweiten Semester kommen die Kurse Zellbiologie II, IPO und Physik auf euch zu. Zellbiologie II beginnt mit dem Kurs der Histologie, in dem ihr euch angefärbte Schnittbilder unter dem Mikroskop anschaut. Zudem lernt ihr die Biochemie und Physiologie noch einmal genauer kennen und führt selbst biochemische und physiologische Versuche im Labor durch. Im Kurs IPO erhaltet ihr einen allgemeinen Einblick in alle wichtigen Organsysteme sowie den Bewegungsapparat, was hilfreich für die Anatomiekurse ist, die ab dem dritten Semester stattfinden. Außerdem besucht ihr zum ersten Mal den Präpariersaal und habt somit einen ersten kurzen Kontakt zu einem Körperspender.

Zuletzt kommt das Physikpraktikum, wo ihr einmal die Woche die Physik in Bezug auf die Medizin kennenlernt. Ihr führt in Kleingruppen, mit Studenten der Physik, Versuche durch, die bestimmte Körperfunktionen abdecken.

Allgemein sind die ersten beiden Semester der Vorklinik sehr lernintensiv und oft auch anstrengend. Ihr solltet euch aber keineswegs von dieser Zeit entmutigen lassen. Man muss am Anfang seines Studiums erst lernen, wie man sich am besten auf Klausuren vorbereitet, da es eine Umstellung von der Schule auf die Uni ist. Wenn ihr jedoch fleißig am Ball bleibt, werdet ihr die beiden Semester gut meistern und könnt euch auf die ersten zahnmedizinischen Fächer freuen.

Nach dem zweiten Semester findet eure erste Staatsprüfung statt, die Naturwissenschaftliche Vorprüfung, kurz NVP. Die NVP findet für jeden Studierenden als mündliche Prüfung in den Fächern Chemie, Physik und Biologie statt. Die Prüfung findet immer in den Semesterferien entweder im Sommer nach dem zweiten Semester oder im Winter nach dem dritten Semester statt.

Drittes Semester


Bevor es mit den praktischen Kursen in der Zahnmedizin losgeht, steht einem noch der erste große Anatomie Kurs bevor. Im sogenannten Kopfkurs betretet ihr wieder den Präpsaal und habt die Möglichkeit, die Anatomie des Kopfes an echten Körperspendern zu erlernen. Dies ist wahrscheinlich einer der aufregendsten vorklinischen Kurse, da es für die meisten der erste Kontakt mit einem Körperspender ist und es für den ein oder anderen auch eine Überwindung sein könnte, sich so gegenwärtig mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Schnell zeigt sich jedoch ein verantwortungsvoller Umgang beim Präparieren und man weiß diese einmalige Gelegenheit, die Anatomie so nah zu erlernen und zu begreifen, sehr zu schätzen.

Nach dem Kopfkurs beginnt auch schon direkt der Technisch-Propädeutische Kurs, abgekürzt auch TPK genannt. Es ist der erste praktische Unterricht des Studiums und durch ihn bekommt man endlich einen Einblick in die Zahnmedizin. Neben den Kronenpräparationen erlernt man hier die Herstellung von zahntechnischen Arbeiten wie einer Interimsprothese oder eines Langzeitprovisoriums. Außerdem dürft ihr an Phantompuppen das erste Mal selbst Zähne präparieren.

Viertes Semester


Nach erholsamen Semesterferien geht es dann auch schon sofort mit dem Phantom 1 Kurs wieder los. Dieser ist ähnlich aufgebaut wie der TPK. In den kommenden acht Wochen verfeinert man sein Können in den Kronenpräparationen und stellt technische Arbeiten wie eine Brücke her. Anders als im TPK, dürfen wir Studierende uns in diesem Kurs gegenseitig eine Mischigan-Schiene anfertigen. Dafür betreten wir in sogenannten Klinikseminaren die Zahnklinik des Uniklinikums und erhalten zum ersten Mal einen Einblick in diese.

Nach dem Phantom 1 geht es weiter mit dem Fach Neuroanatomie. Dort dreht sich alles rund um das Gehirn. Auch wenn es ein sehr komplexes Thema ist, ist es gleichzeitig umso spannender zu lernen, wie unser Körper gesteuert wird, wie das Gedächtnis funktioniert oder wo das emotionale Verhalten herkommt. Im Anschluss an den Neurokurs steht noch einmal ein kurzer intensiver Histologiekurs an, bei dem man wie im 2. Semester viele verschiedene Präparate mikroskopiert und diese auf zellulärer Ebene kennenlernt.

Das Semester endet mit dem Phantom 2, dessen Grundaufbau wie in den vorherigen beiden praktischen Kursen ist. Die technischen Arbeiten werden durch das Anfertigen einer Vollprothese gedeckt und man verbringt viel Zeit mit Klinikseminaren und darf, durch das sogenannte Patientensimulations Training, auch mal in die Rolle eines Zahnarztes schlüpfen.


Fünftes Semester

Das fünfte Semester ist das letzte Semester der Vorklinik. Fast geschafft, bald geht es in die Klinik. Es beginnt mit dem Fach Physiologie. In den Seminaren bzw. Vorlesungen werden die verschiedenen Themen (z.B. Geschmack, Herzkreislauf) zunächst besprochen. Anschließend müssen sich die Studierenden in Kleingruppen aufteilen und die Experimente zu Hause durchführen. Für die Experimente wird nach viel Kreativität gefragt. Je verrückter die Ideen, desto besser.

Zusätzlich zum Physiologiekurs findet im 5. Semester der Situs Anatomie Kurs statt. Hier dürfen die Studierenden nun wieder in den Präpsaal und bekommen einen Einblick in den menschlichen Körper. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Studierenden selbstständig an den Körperspendern arbeiten beziehungsweise lernen dürfen. Genau aus diesem Grund freuen sie sich meistens umso mehr drauf. Denn eins ist sicher. Dieser Kurs gehört zu den aufregendsten Kursen der Vorklinik.

Nun habt ihr alle Kurse der Vorklinik geschafft und steht kurz vor eurem ersten Staatsexamen, dem Physikum.

Physikum


Das Physikum findet in der Regel nach dem Semester im Winter statt. Leider klappt manchmal nicht jeder Kurs auf Anhieb, deshalb ist es auch möglich das Physikum nach dem Sommersemester zu machen. Das Physikum besteht aus vier mündlichen Prüfungen in den Fächern Anatomie, Physiologie, Biochemie und Zahnheilkunde. Zudem findet noch eine siebentägige praktische Woche statt. Hier wird das praktische Können, was man in den vorherigen praktischen Kursen gelernt hat, geprüft. Die Prüfungen sind wirklich sehr anspruchsvoll, jedoch absolut machbar. Es muss zwar sehr viel Stoff in kurzer Zeit gelernt und schnell reproduziert werden, dennoch macht die RWTH einem das Physikum so einfach wie möglich, da man genügend Zeit zwischen jeder Prüfung einplanen kann. Für mich persönlich war das Physikum zwar sehr anspruchsvoll, jedoch wissen dies auch die Prüfer und versuchen so einem die Prüfung so angenehm wie möglich zu machen. Ist auch diese staatliche Prüfung erfolgreich abgeschlossen, folgt der klinische Studienabschnitt.


Allgemeines


Das Zahnmedizinstudium ist teuer. Das sollte wohl jedem angehenden Zahnmedizinstudierenden bewusst sein. Da das Studium sehr praxisbezogen ist, muss deshalb jeder Studierende sich die Materialien und Werkzeuge selbst zulegen. Es gibt einen Vorklinikkoffer, der für den TPK, Phantom 1 und Phantom 2 benötigt wird. In der Klinik wird ein zusätzlicher Klinikkoffer benötigt. Leider liegen die Kosten jeweils für beide Koffer im vierstelligen Bereich. Der Vorteil hier in Aachen an der RWTH ist, dass die Winkelstücke nicht selbst gekauft werden müssen und von der Uni ausgeliehen werden. Genau das gleiche gilt für die SAM Artikulatoren, welche von der Fachschaft ausgeliehen werden. Natürlich ist das Studium im Vergleich zu anderen Studiengängen teuer, jedoch können die Materialien und Werkzeuge nach dem Studium sehr gut verkauft werden, da es sich um universelle Instrumente handelt und diese eine lange Zeit wiederverwendet werden können. Außerdem gibt es in Aachen einen 24h-Übungsraum. Hier hat man die Möglichkeit Tag und Nacht an einer der zwei Phantompuppen seine praktischen Fähigkeiten zu verbessern.